/ Vonwiller-Areal

Die ehemals renommierte Textilfabrik Vonwiller gilt als ein Wahrzeichen von Haslach. Wunderbare Jacquardgewebe, die in diesem Betrieb erzeugt wurden, wurden schon vor 1900 in aller Herren Länder exportiert. Neben der Firma Simonetta in Helfenberg war Vonwiller der zweite Großbetrieb des oberen Mühlviertels, eingebettet in eine kleinbetriebliche Struktur, der Hunderte Menschen beschäftigte und das Leben im Ort in vielen Belangen veränderte. Mit dem Textilen Zentrum Haslach wird nun der Faden der Tradition des Hauses nach turbulenten Zeiten weitergesponnen.

Garten

// Zur Geschichte der Firma Vonwiller

Die Firma Vonwiller wurde von einer Mailänder Handelsfamilie mit Schweizer Wurzeln gegründet, die lange davor schon am Haslacher Wochenmarkt die Mühlviertler Leinwand bezog, um sie in Italien zu verkaufen. 1819 fiel der Beschluss, direkt im Ort auf den Grundfesten von acht Bürgerhäusern eine Fabrik zu erbauen und die benötigte Ware mit den billigen aber versierten Mühlviertler Arbeitskräften selbst produzieren zu lassen.

Die Firma Vonwiller erlangte bald große Bekanntheit und die produzierten Stoffe wurden nahezu in die ganze Welt exportiert. Wunderbare Musterbücher mit kostbaren Jacquardgeweben aus der Zeit um 1900 zeugen noch heute von der hohen Qualität der damals hergestellten Gewebe.

Wehrhaft auf einem Felsmassiv nahe des Ortszentrums gebaut, dominiert der architektonisch hochinteressante Fabrikkomplex seit fast 200 Jahren das Haslacher Ortsbild und steht als identitätstiftendes Wahrzeichen symbolhaft für die ehemalige Bedeutsamkeit des Webens für das Leben in diesem Ort.

// Den Faden weiterspinnen

Als nach vielen Höhen und Tiefen 1999 schließlich fest stand, dass das Unternehmen Vonwiller schließen muss, sah sich die Gemeinde vor zwei Alternativen: Entweder würde eine Fabrikruine in Zukunft das Bild Haslachs bestimmen, oder es war an der Zeit, für die Wiederbelebung zu kämpfen. Anstatt das Gebäude dem Verfall Preis zu geben, kaufte die Gemeinde den Komplex Dank des damals amtierenden, visionären Bürgermeisters Norbert Leitner auf und konnte ihn in den letzten Jahren mittels EU- und Landesgeldern grundlegend revitalisieren und sukzessive in ein Kultur- und Dienstleistungszentrum umwandeln. 2006 konnte sogar noch ein zweites, in unmittelbarer Nachbarschaft liegendes Fabrikgebäude der ehemaligen Buntweberei Obermüller dazugekauft und an das Vonwiller-Gebäude angegliedert werden. Heute beherbergt das Fabriksareal verschiedene Sozial- und Kultureinrichtungen, Veranstaltungssäle, die Musikschule, eine Gastronomie und verschiedene Firmen. Mit dem Großprojekt TuK-Vonwiller konnte Haslach seinem Ruf als reiner Museumsort, der sich mehr der Vergangenheit als der Zukunft verschrieben hat, entgegenwirken und neue Impulse setzen. Es wurde der Verein „Kultur in der Fabrik“ gegründet, der für das kulturelle Leben in der Fabrik verantwortlich ist. Die Eröffnung der Mechanischen Klangfabrik unter der Leitung von Ing. Manfred Quatember stellte 2007 einen ersten kulturellen Höhepunkt dar. Dieses moderne Museum dokumentiert eine einzigartige Zusammenstellung voll funktionstüchtiger mechanischer Musikinstrumente und Spielautomaten des Haslacher Sammlers Erwin Rechberger. Als vorest letzte Ausbaustufe wurde im Juli 2012 das „Textile Zentrum Haslach“ eröffnet.