Im heurigen Jahr hat das Textile Zentrum Haslach in Kooperation mit dem Europäischen Textilnetzwerk ETN zum ersten Mal ein 2-wöchiges Artist-in-Residence-Programm für folgenden drei Bereichen ausgeschrieben:
- Tufting
- Schaftweberei (auf Handwebstühlen)
- Jacquardweberei (TC1 und mechanische, elektronisch gesteuerte Webmaschine)
Das Programm zielte darauf ab, die Infrastruktur des Textilen Zentrums Haslach Personen zur Verfügung zu stellen, die das technische Grundwissen mitbringen, um möglichst selbständig ein eigenes Projekt voranzutreiben und sich für 2 Wochen intensiv auf ihre Arbeit einzulassen wollen.

Aus zahlreichen Einreichungen wurden im Frühling folgende Künstler/innen für die Residency ausgewählt:
Eva-Liisa Kriis aus Estland für Schaftweberei
Julia Rademacker aus Deutschland für Jacquardweberei
Kristina Six aus Österreich für Tufting

Die Residency startete am 1. August, gleich im Anschluss nach dem Sommersymposium Textile Kultur Haslach. Die Künstlerinnen waren gemeinsam in einem Apartment in unmittelbarer Nähe des Textilen Zentrums Haslach untergebracht. Nach einem ersten Kennenlernen und einem Update zu den technischen Voraussetzungen ging es rasch ans Werk: Während Kristina Six im Tufting-Studio eine Serie an Wandteppichen zum Thema „Flow“ fertigte, erforschte Julia Rademaker an der Jacquardwebmaschine die Möglichkeiten dreidimensionaler Stoffgestaltung und die Erzeugung gewebter Falten. Eva-Liisa wiederum setzte sich intensiv mit den verschiedensten Typen von Schaftwebstühlen auseinander. Sie brachte unter anderem auch einen sehr speziellen Webstuhl von Susanne Heindl wieder ins Laufen. Diese geniale österreichische Weberin hatte ursprünglich gemeinsam mit Ihrem Mann Bernhard Heindl vor 30 Jahren die Initiative Textile Kultur Haslach gegründet. Nach der Auflösung Ihrer Werkstatt vermachte sie ihre Gerätschaften und Materialien zu einem großen Teil dem Textilen Zentrum Haslach, wo sie nun in einem eigenen Studio Künstler/innen zur Verfügung stehen, die sich vertiefend mit der Schaftweberei auseinandersetzen wollen.

Es war schön zu beobachten, wie die 3 Künstlerinnen im Laufe der Tage immer tiefer in ihre Projekte eintauchten, sich gegenseitig unterstützen und in kurzer Zeit zu einer Gruppe zusammenwuchsen. Die relative Abgeschiedenheit von Haslach, die Schönheit der umliegenden Natur und erfrischende Schwimmpausen im Flussbad boten ideale Voraussetzungen für eine produktives Schaffen.

Am 12. August, gegen Ende des Aufenthalts, fand eine Abschlusspräsentation der Ergebnisse statt, zu der Freunde des Textilen Zentrums Haslach eingeladen wurden. Dabei wurden die Werkstätten besichtigt und es bestand reges Interesse an den Arbeiten und den unterschiedlichen Zugängen der Künstlerinnen.

Wir bedanken und bei Eva-Liisa, Kristina und Julia für die wunderbare Zeit und freuen uns auf den weiteren Austausch!